Gyokko Ryu

Die „Schule des Juwelentigers“: Eine Einführung in die Gyokko Ryū

Ursprung und Historie der Gyokko Ryū

Die Wurzeln in China

Die „Schule des Juwelentigers“, bekannt als Gyokko Ryū, ist eine alte japanische Kampfkunst mit Ursprung in China. Die Ursprünge dieser Schule sind wahrscheinlich im chinesischen Kempô des frühen 7. bis 10. Jahrhunderts zu finden. Ein chinesischer Mann namens Chô Gyokko brachte angeblich die ersten Formen der späteren Gyokko Ryū nach Japan während der Tang-Dynastie.

Einfluss der Tang-Dynastie

Aufgrund der Verwendung schneller Körperbewegungen und der daraus resultierenden harten Schlag- und Blocktechniken wird angenommen, dass Chô Gyokko’s Statur kräftig, aber dennoch zierlich war. Dies erklärt die relativ hohen Positionen und die spezielle Art der Anwendung von Hebeltechniken. Möglicherweise diente Chô Gyokko zuvor als Wächter am kaiserlichen Hof in China, da die Kampftechniken hauptsächlich darauf abzielen, den Angreifer unter Kontrolle zu bringen.

Kampfstrategie und Philosophie der Gyokko Ryū

Der Krieger der Gyokko Ryū

Ein Krieger der Gyokko Ryū wartet, bis der Kampf beginnt, um dem Gegner dann keine Chance mehr zu lassen. Die geistige Kampfstrategie der Schule legt besonderen Wert darauf, die Technik des Angreifers zu erkennen und dessen verwundbaren Punkt zu finden. Eine Überlieferung besagt: „Hisshô no Shinnen“ – der Glaube an den sicheren Sieg.

Die Grundsätze der Gyokko Ryū

Bereits der Name dieser Schule verkörpert einen ihrer obersten Grundsätze: die Stärke des Gegners zu zerstören, aber sein Leben zu schonen. In Asien symbolisiert der Tiger die Eigenschaften Anmut und Kraft, und die körperliche Kraft soll daher sinnvoll und kontrolliert eingesetzt werden.

Die Bedeutung von Bushigokoro

Eine Metapher innerhalb der Gyokko Ryū verdeutlicht: „Das Herz eines Kriegers ist wertvoll und wichtig“ (Bushigokoro wo motte tôtoshi to nasu). Weitere Prinzipien besagen, dass ein wahrer Krieger stets seine Verantwortung gegenüber seiner Nation und seinen Mitmenschen im Auge behalten sollte. Tugenden wie Disziplin, Geduld, und Tapferkeit stehen im Vordergrund.

Geheimhaltung und Lehrer-Schüler-Beziehung

In Gefahrensituationen sollte der Geist des Kriegers frei sein, und die Weitergabe der erlernten Techniken sollte nicht ohne ausdrückliche Zustimmung des Lehrers erfolgen.

Die Rolle der Gyokko Ryū im Bujinkan Dōjō Budō Taijutsu

Integration und Einfluss

Heute bildet die Gyokko Ryū zusammen mit der Koto Ryū das technische Fundament des Bujinkan Dōjō Budō Taijutsu. Diese Kampfkunst wurde von Hatsumi Masaaki, dem Gründer des Bujinkan Dōjō Budō Taijutsu, sowie von Tsunehisa Shoto Tanemura im Genbukan Ninpo Bugei und Fumio Manaka im Jissen Jinenkan Kobudo etabliert. Insgesamt sind neun japanische Kriegskunstschulen zusammengefasst.

Klassifikation und Weitergabe

Obwohl die Gyokko Ryū im Bugei Ryuha Daijiten als Ninpō-Derivat aufgeführt wird, wird sie über die Jahrhunderte von Generation zu Generation weitergegeben. Sie ist keine Ninjutsu-Schule, sondern eine Bujutsu-Schule. Hatsumi Masaaki ist mittlerweile der 28. Großmeister dieser Stilrichtung.

Techniken und Trainingsmethoden der Gyokko Ryū

Fokus auf Kosshijutsu

In der Gyokko Ryū wird heute hauptsächlich der Bereich Kosshijutsu (Angriffe gegen Muskeln und Nerven) gelehrt. Diese Techniken bilden die Grundlage für das gesamte Ninjutsu-Training.

Die Kihon Happō

Das wichtigste Element der Gyokko Ryū ist die Beherrschung der acht Grundtechniken, bekannt als Kihon Happō. Diese Techniken umfassen Blocktechniken, Schläge, Tritte, Angriffe gegen weiche und harte Körperstellen, Gelenkhebel und Würfe.

Die Fünf-Elemente-Form

Neben den Kihon Happō gibt es eine stilübergreifende Form namens „Fünf-Elemente-Form“ (Sanshin no Kata), die für verschiedene Szenarien von Kampfstrategien geübt wird. Diese Form ist ebenfalls ein zentraler Bestandteil des Trainings.

Fußarbeit und Körpermechanik

Das Hauptkennzeichen der Schule

Das Hauptkennzeichen der Gyokko Ryū ist die Fußarbeit. Bei der Ausführung eines Hebels wird dies nicht durch Muskelkraft, sondern durch geschickte Fußbewegungen erreicht, wobei das gegnerische Gelenk umgangen wird, während der Hebel aufrechterhalten wird.

Angriffe auf Schwachstellen

Aufgrund der Zeit, die solche Bewegungen benötigen, legt die Gyokko Ryū großen Wert auf Angriffe gegen Schwachstellen des menschlichen Körpers, wie innere Organe, Muskeln, und Nerven, sowohl vor als auch während der Ausführung solcher Techniken.

Rotierende Drehbewegungen

Die Kraft einer Technik beruht hauptsächlich auf rotierenden Drehbewegungen des gesamten Körpers, dem Einsatz der Hüften und des Rückgrats sowie auf korrekter Fußarbeit.

Die Drei Grundlegenden Kamae

Kampfstellungen und Boshi Ken

Die drei grundlegenden Kamae (Kampfstellungen) der Gyokko Ryū sind:

  1. Ichimonji no Kamae
  2. Hichō no Kamae
  3. Jūmonji no Kamae

In diesen Stellungen zeigt der Daumen der vorderen Hand stets nach oben, was einen ungehinderten Fluss der körpereigenen Energie ermöglicht.

Die Bedeutung von Migi no Kamae

Vorzugsweise befindet man sich in Migi no Kamae (rechtes Bein vorne), da dies dem Herzen besseren Schutz vor Angriffen bietet. Innerhalb der Kampfstellungen steht man überwiegend mit einem ausgewogenen Gewicht auf beiden Beinen.

Offensiver Ansatz im Koppōjutsu

Obwohl die meisten Kamae innerhalb der Ryu offensiver Natur sind, ermöglichen die Bewegungen im Koppōjutsu (Angriffe gegen Knochen und Gelenke) direkte und nach vorne ausgerichtete Angriffe mit großer Kraft.

Die Tradition der Gyokko Ryū und ihre Bedeutung

Technische Perfektion und Tradition

Die Gyokko Ryū und die anderen Schulen des Bujinkan Dōjō Budō Taijutsu haben eine reiche Tradition, die über Jahrhunderte hinweg weitergegeben wurde. Die Techniken und Prinzipien sind das Ergebnis der Erfahrungen und des Wissens vieler Generationen von Meistern.

Anforderungen an Schüler

Das Studium und Training in diesen Schulen erfordern Hingabe, Ausdauer und eine gründliche Auseinandersetzung mit den Prinzipien und Techniken.

Eine wertvolle Möglichkeit

Die Gyokko Ryū bietet eine wertvolle Möglichkeit, die reiche Geschichte und die effektiven Kampfkünste Japans zu erforschen und zu erlernen.

Angriffe und Blocktechniken der Gyokko Ryū

Seitliche und Halbkreisförmige Bewegungen

Die Angriffe der Gyokko Ryū zeichnen sich durch seitliche und halbkreisförmige Bewegungen aus. Die bevorzugten Finger- und Handtechniken werden mit einem Neigungswinkel von 45 Grad gegen lebenswichtige Stellen des Körpers ausgeführt.

Nicht nur weiche Angriffsziele

Innerhalb der Schule gibt es Kata, die nicht nur auf weiche Angriffsziele abzielen, sondern auch gegen harte Ziele wie die Schläfe (Kasumi).

Blocktechniken und Kosshijutsu

Die angewandten Blocktechniken zielen darauf ab, das Gleichgewicht des Gegners durch ihre extreme Härte zu brechen, um effektiver gegen Schwachstellen seines Körpers vorzugehen (Kosshijutsu).

Shitójutsu und Shitó Ken

Häufig werden Angriffe mit den Fingerspitzen ausgeführt, früher als Shitójutsu (Techniken mit den Fingern) bezeichnet. Eine der bekanntesten Fingerhaltungen ist die Shitó Ken (Boshi Ken).

Der Daumen als Waffe

Der Daumen wird nicht nur gegen weiche Stellen, sondern auch gegen harte Ziele eingesetzt. Hierbei wird der Daumenknöchel (Koken) verwendet. Der Begriff „Shutô“ hat in der Gyokko Ryū die Bezeichnung Kiten Ken.

Bewaffnete Techniken der Gyokko Ryū

Umgang mit traditionellen Waffen

Die Gyokko Ryū ist bekannt für den effektiven Umgang mit traditionellen Waffen, darunter:

  • Katana
  • Tanbô

Diese Waffen sind ein wesentlicher Bestandteil des Trainings und der Tradition der Gyokko Ryū.

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