Die Schule der Neun Göttlichen Dämonen hat ihre Ursprünge in der Kamakura-Periode (1185-1333). Der früheste Soke dieser Schule war Yasushimaru Kurando Takazane, der im frühen 14. Jahrhundert lebte. Kurando und ein weiterer Samurai namens Kagoshima Takanori unterstützten Kaiser Go-Daigo (reg. 1318-1339) im Kampf um den Thron. Als Anerkennung für ihren äußerst spirituellen Kampfstil verlieh der Kaiser ihnen den Familiennamen Kuki (Neun Dämonen). Seit dieser Zeit werden in der Kukishin Ryū, auch bekannt als „Die Neun Wege mit 99 Techniken“, die Fertigkeiten im Umgang mit dem Langstock (Bo) gelehrt. Ursprünglich als reine Bō-Schule gegründet, hat sich die Kukishin Ryū im Laufe der Jahrhunderte an die Veränderungen in der Kriegsführung sowie an den Wandel der einzelnen Waffen im Krieg und Frieden angepasst und sich schließlich in verschiedene Stilrichtungen und Waffenkünste aufgespalten.

Die heutige Kukishin-ryū, auch bekannt als Kukishinden-ryū, ist ein Ableger, der Takamatsu Toshitsugu (1889-1972) zu Ehren gegründet wurde. Takamatsu half dabei, die im letzten Weltkrieg verlorengegangenen alten Schriftrollen wiederherzustellen. Im Bujinkan wird die Kukishinden-ryū mit den Namenszusätzen Happō Bikenjutsu oder Happō Hikenjutsu bezeichnet. Der Begriff Happō (acht Wege) steht für die acht Hauptbereiche innerhalb der Kukishinden-ryū, die sich im Laufe der Zeit verändert haben:

Rokushakubō, Taijutsu, Hichōjutsu, Maai (Langstock, Körperkampf, Sprünge, Distanz)

Gunryaku Tenmon Chimon (militärische Taktik, Kampfstrategie)

Jōjutsu, Hanbōjutsu (Stockkampf)

Bajutsu, Suijutsu, Kajutsu (Reiterkunst, Wassertechniken, Feuer- und Explosivstoffe)

Nawanage (Seiltechniken)

Kenjutsu, Kodachi, Jutte, Tessen (Langschwert, Kurzschwert, Metallgabel, Fächer)

Sōjutsu, Naginata, Bisentō (Langwaffen wie Speer und Schwertlanze)

Shuriken, Senban, Tōkenjutsu (Wurfsterne, Klingenwerfen)

Biken (kunstvolles Schwert) bezieht sich auf die überlieferten und kontinuierlich weiterentwickelten Kampftechniken, während Hikenjutsu (geheimes Schwert) das „geheime Wissen“ bezeichnet, das die mündlichen Überlieferungen und die Erfahrungen im Fluss der Bewegung und der Anwendung der Techniken umfasst. Insbesondere ab dem Level.

Um diese Schule angemessen zu erfassen, ist es von essentieller Bedeutung, eine Verbindung zwischen dem Herzen und dem Unterbewusstsein herzustellen, da dies die grundlegende Voraussetzung für sämtliche Techniken darstellt. Wenn wir die Techniken in der Natur ausüben, erlangen wir die Fähigkeit, von ihr zu profitieren. Wir lassen die unverfälschte Natur auf uns wirken und nutzen ihre Kräfte, um uns selbst besser kennenzulernen.

Die Kukishinden Ryû war eine Schule, deren Techniken vorwiegend in Kriegszeiten eingesetzt wurden, und dies prägte maßgeblich die Kamae (Kampfhaltungen). Generell werden die Arme in den entsprechenden Positionen eng am Körper gehalten. Dies hat zwei Gründe: Erstens kann ein Krieger in Rüstung in dieser Kamae verharren, ohne dass das Gewicht der Rüstung ihn übermäßig belastet. Zweitens bietet diese Armhaltung einen besseren Schutz für die Unterarme und die ungeschützten Innenseiten der Arme.

Da diese Ryû auch von japanischen Seeleuten und Piraten verwendet wurde, sind die Kampfhaltungen sehr tief, und das Gewicht (in Anbetracht der Rüstung…) wird gleichmäßig auf beide Beine verteilt, um eine bessere Balance auf schwankenden Schiffplanken zu gewährleisten.

Eine grundlegende Kamae ist Seigan no Kamae (bewaffnet oder unbewaffnet), bei der der vordere Arm (oder die Waffenspitze) auf die Augen (oder das Herz) des Gegners zielt. Ein weiteres wichtiges Prinzip dieser Schule ist der kontinuierliche Blickkontakt zum Gegner: „Die eigenen Augen beeinträchtigen die Augen des Gegners.“

Das Taijutsu stammt aus dem Yoroi Kumiuchi, dem Ringkampf in Rüstung, mit all seinen Besonderheiten, Vor- und Nachteilen. Daher wirken die Bewegungen der Kukishinden Ryû eher behäbig, langsam und schwerfällig. In Wahrheit sind sie jedoch äußerst kraftvoll und zielgerichtet. Alle Techniken dienen dazu, den Gegner während des Angriffs so zu positionieren, dass sich Schwachstellen in der Rüstung offenbaren und er in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt und aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Das Ziel ist es, die einzelnen Rüstungsteile geschickt zu verschieben und die Positionierung so zu wählen, dass der Uke aufgrund der eingeschränkten Bewegungsfreiheit seiner Rüstung kaum oder gar nicht angreifen kann.

In der Ura Waza (umgekehrt) müssen wir darauf achten, nicht auf diese Weise manipuliert zu werden, sondern selbst die Begrenzungen, die eine Rüstung mit sich bringt, erkennen und unsere Vorgehensweise anpassen. Wir verlassen die Angriffslinie und schützen unsere Flanken. Wir zwingen den Körper des Gegners in eine Beugung und achten auf den Verteidigungswinkel.

Das Kämpfen in Rüstung mit Waffen erfordert ein spezielles Sabaki, also eine bestimmte Art der Bewegung. Es ist sinnvoll, seitlich auszuweichen und den Gegner zum geeigneten Zeitpunkt zu kontern. Die Beinarbeit sollte fließend sein, und die Rüstung sollte als Mittel und nicht als Belastung betrachtet werden – das gilt auch für die Waffen.

Die Dakentaijutsu-Techniken dieser Schule entstammen teilweise der Shinden Fudó Ryû, der Takagi Yôshin Ryû und der Gikan Ryů. Es gibt auch Verbindungen zu anderen Schulen und Stilen, die Einflüsse auf die Techniken und Philosophie der Kukishinden Ryû haben.

Es ist von wesentlicher Bedeutung zu verstehen, dass diese Schule ein tiefes Verständnis von Körpermechanik, Energieübertragung und strategischer Positionierung erfordert. Die Techniken wurden entwickelt, um den Krieger in Kriegszeiten zu unterstützen und ihm einen Vorteil zu verschaffen. Durch das Erlernen und Beherrschen dieser Techniken ist es möglich, den Gegner zu kontrollieren, Schwachstellen in der Verteidigung aufzudecken und effektive Angriffe auszuführen.

Es ist wichtig anzumerken, dass die Kukishinden Ryû nicht nur als Kampfkunst angesehen werden sollte, sondern als ein Weg, der körperliche, geistige und spirituelle Entwicklung fördert. Durch die Praxis dieser Schule kann ein tieferes Verständnis von Disziplin, Ausdauer, Konzentration und Selbstbeherrschung erlangt werden.

Die Kukishinden Ryû ist ein wertvolles Erbe, das es verdient, studiert, respektiert und weitergegeben zu werden. Es ist eine lebendige Tradition, die uns nicht nur die Künste des Krieges, sondern auch wertvolle Einsichten über das Leben und die menschliche Natur vermittelt. Indem wir uns mit der Philosophie und den Techniken dieser Schule auseinandersetzen, können wir nicht nur unsere körperlichen Fähigkeiten verbessern, sondern auch unsere geistige Stärke und unsere Verbindung zur Natur vertiefen.

Es gibt verschiedene Schwertschulen, von denen einige Techniken der FuBarbeit und Schließtechniken übernommen haben. Auf der anderen Seite hat die Kukishin Ryû moderne Kampfsportarten wie Aikidô, Kôdôkan-Júdô und Kobudó beeinflusst.

Die waffenlosen Kata-Formen der Kukishinden Ryû sind in folgende Bereiche unterteilt, die jeweils erst gelehrt werden sollten, nachdem die vorherigen beherrscht wurden:

Shoden no Kata (überlieferte Anfängerformen)

Chuden no Kata (überlieferte Mittelstufe-Formen)

Sabaki Gata (Stufe des Ausweichens)

Okuden no Kata (überlieferte innere Formen)

Shirabe Moguri Gata (tauchende Formen und Gegentechniken)

Diese Formen unterscheiden sich oft nur in der Schlusstechnik oder in ihrer Ausführung. In den alten Schriften wird lediglich darauf hingewiesen, dass Uke „frei angreifen und wir entsprechend blocken“ soll. Um verschiedene Möglichkeiten aufzuzeigen, solchen Angriffen zu begegnen, werden in diesem Buch verschiedene Abwehrtechniken dargestellt. Soke Hatsumi Masaaki bezeichnet dieses wichtige Prinzip als Happô Uke (acht Richtungen empfangen). Damit sind die acht grundlegenden Blockmöglichkeiten gemeint, die je nach Art des Angriffs entsprechend angewendet werden sollen. Es kann jedoch auch notwendig sein, während einer Angriffssituation mehrere unterschiedliche Blocktechniken anzuwenden. Neben den gewöhnlichen Blöcken wie Jódan Uke, Chudan Uke und Gedan Uke, die mit verschiedenen Fuß- und Beinstellungen ausgeführt werden, werden auch gezielte Einzel- oder Mehrfachschläge oder Tritte gegen Vitalpunkte angewendet. Die Abwehrtechnik Uchi Age (schlagendes Anheben) wird entsprechend schwungvoll eingesetzt, um Uke zu öffnen oder ihn in eine gewünschte Position zu lenken.

Der bekannteste Bereich der Kukishinden Ryu sind die Waffentechniken mit dem Hanbô und dem Rokushaku Bó, die eine Grundlage für die Waffenformen bilden, die allen Schülern des Bujinkan gelehrt werden. Weitere Hauptwaffen sind verschiedene Langschwertformen (Katana, Ken, Tachi, …), das Kurzschwert Kodachi, die Kurzwaffen Jutte und Tessen sowie die Langwaffen Naginata und Yari. Außerhalb Japans werden selten kombinierte Klingen-Seil-Waffen wie Kaginawa und Kusarigama gelehrt, ebenso wie überdimensionale Schlachtfeldwaffen wie der Nyo Ibó (ein sehr dicker und schwerer Bô-Stab, der einem Schiffsmast ähnelt und vermutlich aus einer Vorrichtung zur Wasserung von Booten entwickelt wurde) oder das Bisentô (eine besonders schwere Kriegshellebarde, die speziell zum Rammen und Fällen verwendet wurde).